- "Gedankenmörder" von Rose Gerdts-Schiffler
im Schünemann-Verlag Bremen, 2007.
Also ein weiterer Bremen-Krimi, allerdings von einer Fachfrau, die bei dem Weser-Kurier seit vielen
Jahren als Gerichts- und Polizeireporterin arbeitet, diese Kenntnisse sind in den Roman eingegangen, auch das Zusammenspiel von Polizei und Presse oder auch der öffentliche Druck einen Serienmörder zu finden, gepaart mit Sensationsgier.
Die Kulisse einer großen Stadt ist ein guter Hintergrund für Kriminal- oder Detektivromane, Städte wie Los Angeles oder New York, auch Frankfurt bieten dies sozusagen natürlich.
Anders in einer Stadt wie Bremen, hier geht es schon eher um den Wiedererkennungswert des lokalen Milieus, die Sielwallkreuzung für Drogen, Wümme und Worpswede, die Villa in Schwachhausen, dies dürfte allerdings außerhalb auf begrenztes Interesse stoßen, schon gar so alberne Themen wie Mord und Kohl und Pinkel. Leider sind die meisten Kriminalromane aus Bremen von dieser Machart.
Auch unsere Autorin bedient sich dieser Mittel, Frau Petersen, zusammen mit dem Kollegen Steenhoff mit der Ermittlung betraut, gebürtige Iranerin, lesbisch, wohnt natürlich im Viertel in einem Bremer Haus im Ostertor, dieses, so erfahren wir, ist ein belebtes Viertel.In Oberneuland gibt es Villen mit Carport und einem Mercedes-Cabrio, in Findorff Reihenhäuser und neugierige Nachbarn.
Der Kollege Steenhoff wohnt mit Familie auf dem Lande, die Tochter ist tierlieb und reitet auf einer Jugendfarm.
Soweit das Übliche, zum Glück für den Roman und uns, stehen diese Details nicht im Mittelpunkt der Geschichte. Es geht um einen Serienmörder, der seine Opfer, auch Leichen, nach einem Ritual schminkt und ein Souvenir in einer Körperöffnung hinterlässt. Die Polizeiarbeit in solchen Fällen wird sehr genau geschildert, Abkürzungen wie OFA, operative Fallanalyse, gehen in die Schilderung der Arbeit ein, auch die Rivalitäten zwischen den Abteilungen und Kollegen. Die Fallanalytiker finden den Typ dieses Mörders in der FBI-Literatur, eben den G e d a n k e n m ö r d e r. Der Täter, wir dürfen von einem Mann ausgehen, ist ein Mensch mit sexuellen Tötungsphantasien, die nach und nach in Taten umgesetzt werden, zunächst eher kleine Taten, wie Tierquälerei, steigern sich auf der Suche nach dem perfekten "Kick" eines Mordes, der in der Phantasie natürlich immer neu gesucht wird. Da die Täter akribisch vorgehen, genau planen, gelingt auch die Tarnung eines sonst unauffälligen Lebens.
Andere Lebenshintergründe der Opfer, zum Beispiel einer Prostituierten in der Illegalität,
mit Gewalt und dem Schweigen des Umfeldes, werden milieugerecht beschrieben, der Einstieg zu einem Fall in der Pathologie des Zentralkrankenhauses löst sich allerdings nicht so recht plausibel.
Der Roman endet in einem Showdown, in welchem Stadtteil Bremens wollen wir zwecks Spannungserhalts nicht verraten.
Die üblichen Anmerkungen zu dem sogenannten "Erstling" wollen wir auch lassen, vielleicht finden sich weitere spannende Tatorte in unserer freundlichen Hansestadt.
W.Grünhagen
Mai 2007

- Gedankenmörder
Rose Gerdts-Schiffler
236 Seiten
Hardcover
Schünemann Verlag
2007ISBN 978-3-7961-1891-3
€ 14,50