Vogeler ist einer der berühmten Worpsweder Künstler,
allerdings stimmt die übliche Wahrnehmung als Jugendstilmaler, als etwas wirrer Utopist in der Kommune Barkenhoff, als Propagandakünstler in der UDSSR, der schließlich unter Stalin in der Verbannung endete, nicht.
Den Spuren, nicht umsonst der Titel, geht Bresler, selber Stipendiat der Barkenhoff-Stiftung, genauer nach.

Der Bremer Kaufmannssohn geht schon während der Studienjahre, weniger an der Kunstakademie als in eigener Suche der Überwindung von reiner Kunst und Gebrauchskunst nach.Die Güldenkammer im Bremer Rathaus und erste Ausstellungen in der Bremer Kunsthalle verhelfen zum Durchbruch. Sein idealer Märchenhof in Worpswede und der goldene Käfig des bürgerlichen Kunstgeschäftes werden schon vor dem Weltkrieg in Ansätzen verlassen und ergänzt durch sozialreformerische Gedanken.
 
Nach dem Krieg versucht er mit gleichgesinnten  Menschen auf dem Barkenhoff eine neue Verbindung von Leben,Erziehung und Kunst herzustellen.Von einem utopischen Liebeskommunismus kommt er der Suche nach dem neuen Menschen  auch  durch längere Reisen in die UDSSR der neuen  Sowjetgesellschaft näher. Es entstehen Komplexbilder, die vielschichtig Veränderungen und Einflüsse zeigen.
Vogeler betätigt sich als Grafiker, Illustrator, Maler, Designer, Archtitekt, Kritiker und Schriftsteller und versucht den Stellenwert von Kunst im revolutionären Prozess zu bestimmen.
 
Nach der Flucht aus Deutschland vor dem Nationalsozialismus in die UDSSR nimmt dieser Stellenwert natürlich noch zu..
Auf der erneuten Flucht vor deutschen Truppen aus Moskau 1941 landet er in Kasachstan, er stirbt entkräftet an Hunger und Krankheit mit 71 Jahren in einer unwirtlichen Steppenlandschaft, weit entfernt von Worpswede, dem Ausgangspunkt eines Lebens
im Jahrhundert der Extreme.
 
Das Büchlein aus dem Schünemann-Verlag, Bremen, ist  sehr schön ausgestattet, festeres Papier als üblich, so dass die Abbildungen der Vogelerschen Kunst angemessen sehfreudig in den Augenblick geraten.
 
Wilfried Grünhagen

Auf den Spuren von Heinrich Vogeler
Siegfried Bresler
148 Seiten, Klappen-Broschur
EUR 12,90
ISBN 978-3-7961-1925-5