Benn und Bremen

Es gibt eine Gottfried-Benn-Gesellschaft in Bremen mit dem Ehrenvorsitzenden Joachim Dyck,
Autor dieses Buches über Benn und Bremen.Dyck hat über Jahrzehnte als Germanist zu Benn
geforscht und auch veröffentlicht. Nun also auch zu Bremen.

Nun ist Bremen, die Stadt , nur eine Randnotiz im Leben und Werk des Gottfried Benn.
Der Hauptbahnhof, die Straßenbahn und der Bus nach Worpswede, um in den
späten Jahren zur Geliebten zu kommen.Ein Besuch bei Oelze in Oberneuland, dann das Gedicht. Der Zug fuhr pünktlich um 12.06 h von Bremen nach Berlin
. Akribisch und banal.

Das Leben und das Werk , der Aufstieg, der späte Ruhm, der Fall im 3.Reich sind ja
gut untersucht und veröffentlicht worden, auch von Dyck, spezielle Aspekte des Berufes,
die Netzwerke, die ein Überleben in der „inneren Emigrierung“ möglich machten, die Anäherung
des Orpheus an den Machtpol der Nazis, die Rückkehr zurLyrik.

Wesentlicher Ansprechpartner und Resonanzboden in dieser Zeit war der Bremer Kaufmann
F.W. Oelze, ein kultivierter Patrizier, diese Beziehung macht die Substanz aus, dadurch
natürlich der Bremer Hintergrund. Die Briefe von Benn, über 700, sind schon
vor 30 Jahren veröffentlicht worden, die Briefe von Oelze sollen wohl demnächst in Auswahl erscheinen, sie sind testamentarisch gesperrt worden. Ausgangspunkt war der hervorragende
Aufsatz von Benn zu „ Goethe und die Naturwissenschaften“, den Oelze gelesen hatte.
Der letzte Brief 1955 endet auch mit einer Anspielung auf den „Faust“.

Im Gegensatz zu Berlin, der Stadt, die Benn prägte, die er aufnahm, ist Bremen tat-
sächlich eine Randnotiz. Für mich der Anlass, mal wieder den Benn-Sound aufzunehmen.
Der wird wohl bleiben:

LANGSAME TAGE: ALLES ÜBERWUNDEN:
Und fragst du nicht, ob Ende, ob Beginn,
dann tragen dich vielleicht die Stunden
noch bis zum Juni mit den Rosen hin.

W.Grünhagen im Frühling 2013

Benn und Bremen
Joachim Dyck
140 Seiten, Hardcover
EUR 16,90
ISBN 978-3-7961-1016-0